Rezension: Baumwelten und ihre Geschichten- Conrad Amber

Mit sehr viel Freude schaue ich mir immer wieder die Fotos im vorliegenden Prachtband an, die der in Österreich lebende Fotograf Conrad Amber realisiert hat. Das Grußwort zu diesem atemberaubenden Werk hat Olaf Tschimpke verfasst. Er ist der Präsident des Naturschutzbundes Deutschland e.V. 

650 Fotografien in Deutschland, Österreich, der Schweiz und Südtirol warten auf den Betrachter. Dabei ist das Buch in zwei Teile untergliedert. Im ersten Teil werden Bäume und im zweiten dann Wälder fokussiert. Bevor man sich mit den Fotos befassen kann, wird man zunächst textlich mit dieser grünen Welt vertraut gemacht. 

Bäume besiedeln selbst die unwirtlichsten Gegenden, halten vielfältigen klimatischen Bedingungen stand und haben insofern eigene Lebensformen entwickelt. Wie sehr man Bäume und Wälder seit alters her schätzt, zeigt sich beispielsweise an Ortsbezeichnungen. So gibt es, wie Conrad Amber den Leser wissen lässt, in Deutschland rund 7000 Orte, die einen Baum oder Wald in ihrem Namen tragen, dazu kommen entsprechende Bezeichnungen für Gasthäuser etc. 

Man liest u.a. Wissenswertes über das Alter von Bäumen. Nicht wenige der an die siebzig heimischen Baumarten werden mehr als 300 Jahre alt. Eichen und Linden sind mitunter 600 Jahre und älter und in der Normandie, auch in Kent und Hampshire sollen Eiben schon 2000 Jahre leben. Sie und Olivenbäume zählen zu den ältesten Lebewesen Europas. Noch weitaus älter sind Mammutbäume in den USA. Es stellt sich die Frage, wie Bäume leben, wenn sie so alt werden können.  Auch  darüber wird man aufgeklärt und liest zudem Wissenswertes über das Wesen der Bäume, so etwa über Jahresringe, auch über die Photosynthese, jene Eigenschaft, die über Chlorophyll aus Licht, Kohlendioxyd, Wasser und Nährstoffen Wachstum möglich machen.  Zudem ist der Wert des Baumes ein Thema. 

Dann schließlich hat man Gelegenheit,  Bäume aufgrund wunderschöner Fotos kennen zu lernen. Jede gezeigte Baumart wird textlich kurz skizziert und man erhält stets konkrete Eckdaten zum Standort, Stammumfang, Höhe, Krone, Alter, dazu noch Geoeckdaten. Die Aufnahmen sind zu unterschiedlichen Jahreszeiten entstanden. 

Gezeigt werden u.a. diverse uralte Eichen, einige davon sind schon 700 Jahre alt. Die bekannteste Eiche ist übrigens bei Ivenack in Mecklenburg- Vorpommern zu bewundern. Sie zählt ca. 900 Jahre.

Man erfährt, dass Bäume miteinander in Verbindung stehen, kommunizieren und aufeinander reagieren und begreift, dass auch sie beseelt sind wie die ganze Natur, was leider Umweltterroristen nicht bekannt ist. 

Laub- und Nadelbäume unterschiedlicher Art werden präsentiert, darunter auch die von mir besonders geschätzten Linden. Dieser alte Kulturbaum findet sich oft in Alleen, in Gastgärten, vor Kirchen und Dorfplätzen. 880 Jahre alt ist eine Linde in Königslutter.  Die Äste hängen bis zum Boden. Faszinierend. 

Eine Vielzahl traumhaft schöner Linden reihen sich im Buch aneinander. Zu jeder liest man Wissenswertes und wünscht sich diese Bäume berühren zu können, um ihre Kraft zu spüren. 

Conrad Amber sagt beim Anblick einer alten Weide: "Ich verbinde mit der Kraft des Baumes- sie schwingt in mich über und ich bin im Einklang mit der Natur.“ 

Genau darum geht es:  Im Einklang mit der Natur zu sein. Wer dies ist, will ihr nicht schaden.

Neben all den Bäumen erfährt man zudem Wissenswertes über Wälder, die Lebensräume für viele Pflanzen und Tiere sind. So auch liest man über die Vogelwelt im Auenwald, auch über Buchenwälder, die neben Eichenwäldern vormals vorherrschend in Europa waren und bestaunt Farne und anderes mehr. Dass es einen Linden-Urwald gibt, weiß gewiss nicht jeder. Der Ursprung geht bis ins 13. Jahrhundert zurück. Bei Colbitz in Sachsen-Anhalt liegt dieser Wald. Doch man kann im Buch noch andere Urwälder bewundern, zudem Bergwälder  und Impressionen von Quellwasser 

Conrad Amber hat Recht: "Das Paradies ist überall, wir müssen uns nur öffnen, um zu staunen- zu erleben und zu sehen. Einschwingen in die Melodie des Windes im Laub. Alles um uns vergessen".

Sehr empfehlenswert

Helga König

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