Rezension: Wälder unserer Erde-Wie das Klima den Wald formt- Gunther Willinger- teNeues

Der Autor dieses Bildbandes ist der Biologe, Wissenschaftsjournalist und Fotograf Gunther Willinger. Thematisch befasst er sich primär mit dem Verhältnis von Mensch und Natur und zwar von der Sehnsucht nach Wildnis bis zur Entwicklung der Land- und Forstwirtschaft. Der Biologe hält sich sowohl in den Waldlandschaften seiner europäischen Heimat als auch in den Wäldern Costa Ricas, Kaliforniens und Südafrikas auf und lebt nach der Rückkehr von seinen Reisen in Tübingen. 

Das Vorwort zum Buch hat Professor Dr. Jürgen Bauhus geschrieben, der hier bereits unterstreicht, dass es sich um ein zeitgemäßes Werk handelt, in dem vermittelt wird, dass wir die Wälder am besten schützen können, indem wir das Klima schützen.

Zunächst erfährt man seitens Gunther Willinger, was man per Definition unter einem Wald zu verstehen hat und liest, dass die Vielfalt der Bäume- es gibt rund 50 000 Baumarten- zwischen drei bewaldeten Klimazonen vor den Polen in Richtung Äquator um den Faktor zehn ansteigt. Dabei hängt es z. B. von der Vielgestaltigkeit der Landschaft und dem historischen und aktuellen Klima ab, wie viele verschiedene Baumarten in einem bestimmten Waldgebiet vorkommen. 

Der Wald ist allerdings nicht nur eine Ansammlung von Bäumen, sondern er ist zudem ein komplexer Lebensraum mit Tausend Arten, zwischen denen ein Beziehungsgeflecht besteht. So versorgen sich Pilze und Bäume gegenseitig mit Nährstoffen. Unzählige kleine Organismen verarbeiten Laub und Holz zu fruchtbarer Erde, Pflanzen ernähren Tiere und im Gegenzug übernehmen Tiere die Bestäubung oder aber verbreiten Pflanzensamen. 

Anhand eines Schemas wird der Zusammenhang zwischen Temperatur, Niederschlag und Waldtyp gezeigt, um dann in den Folgekapiteln auf einzelne Waldtypen einzugehen. 

Zur Sprache kommen: 
Boreale Wälder 
Wälder der gemäßigten Zone 
Mediterrane Hartlaubwälder 
Tropische Trockenwälder 

Boreale Wälder sind nördliche Nadelwälder, die von unzähligen Seen, Flüssen und Mooren durchzogen sind. Man erfährt Wissenswertes über ihre Charakteristika, die Verbreitung, die Baumarten, die Tiere dort, über ihren Status, auch über die Besonderheiten, kann sich in tolle Fotos vertiefen und sich ausgiebig über die Nadelwälder in der sumpfigen Wildnis informieren, erfährt auch Wissenswertes über die Bäume der borealen Wildnis und die Tiere, die hier leben. 

Die borealen Wälder verlieren derzeit nach den tropischen Wäldern am meisten Waldfläche, was im fennoskandinavischen Raum vor allem auf die Kahlschläge der Holzindustrie zurückzuführen ist. 

Bei den Wäldern der gemäßigten Zone wechselt das Blätterdach in den Laub- und Mischwäldern zwischen frischem Frühlingsgrün, sattem Sommergrün und bunten Herbsttönen. Hier ruht der Wald im Winter und die Bäume strecken ihre kahlen Äste in die frostige Luft. Auch bei diesen Wäldern erfährt man viel Wissenswertes, liest nicht zuletzt über die Stockwerke des Waldes, zudem über das Farbspektakel im Laubwald und darf sich zahlreicher beeindruckender Bilder erfreuen, auch von den Tieren dort in der gemäßigten Zone, über die man nicht wenig Interessantes liest. 

Ein essentieller Bestandteil das Waldökosystems sind absterbende oder abgestorbene Äste und Stämme. Auf diesem Totholz wachsen Flechten, Pilze, Algen und Moose. Zudem dient es Tieren als Nahrung und Unterschlupf. 20 bis 50 Prozent aller im Wald lebenden Arten sind auf Totholz angewiesen. 

Informiert wird man zudem über immergrüne Küstenregenwälder in gemäßigten Zonen, um dann über mediterrane Hartlaubwälder Näheres in Erfahrung zu bringen. Es gibt fünf mediterrane Regionen in dieser Welt. Alle haben einen eigenen Charakter, zeichnen sich allerdings alle durch eine hohe Artenvielfalt aus mit besonderen Anpassungen an Trockenheit und Feuer. Auch hier wird man wieder bestens informiert und über die Pflanzenvielfalt auf kleinem Raum, zudem über Waldbrände, die durch den Klimawandel zunehmen, kann über das Reich der Insekten, Reptilien und Vögel lesen, dazu tolle Fotos betrachten und sich schließlich über Loorbeerwälder informieren. 

Tropische Trockenwälder können jedes Jahr lange Trockenzeiten überstehen und sind die Heimat vieler Nutztiere aber auch von Kulturpflanzen. Vielerorts sind diese Wälder stark fragmentiert oder gar verschwunden, weil sie weitgehend ungeschützt sind. 

Man liest von tropischen und subtropischen Trockenwäldern, Monsumwäldern und Baumsavannen kann sich erneut mit Tieren befassen, sich zudem mit tropischen Regenwäldern auseinandersetzen. Diese ganzjährig feuchten und warmen Tropenwälder bedecken nur wenige Prozent der Landfläche der Erde, sind gleichwohl der Lebensraum von rund der Hälfte aller Tier- und Pflanzenarten. 

Die Fotos hier sind atemberaubend schön, speziell auch von den Mongroven, den tropischen Wäldern zwischen Wasser und Land. 

Zum Schluss dann wird man über die dauerhaften Schäden durch Zivilisation informiert, kann sich bewusst machen, dass es die Wälder sind, die das Klima stabilisieren, denn sie haben Einfluss auf die Temperaturverteilung, die Wolkenbildung und die globalen Kreisläufe von Süßwasser und Kohlenstoff und sind insofern nach den Ozeanen der wichtigste Bestandteil des globalen Klimas.

Man erfährt wie das Klima den Wald formt, weshalb bestimmte Tiere zusammenhängende Waldgebiete benötigen, wieso eine schonende Bewirtschaftung notwendig ist und vielfältige Wälder stabile Wälder sind. 

Das Werk enthält neben sehr klugen informativen Texten, Fotos der renommierten Nature Picture Liberary und Aufnahmen aus dem Archiv von Gunther Willinger. 

Maximal empfehlenswert. 
Helga König 
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