Schon der erste Eindruck durch die äußere Ansicht dieses famosen Bildbandes ist in ästhetischer Hinsicht sehr beeindruckend. Das Portrait eines röhrenden Hirschs, eingekleidet in das ganz in englischem Grün gehaltene Passepartout, auf dem sich die Goldbeschriftung sehr gediegen und werthaltig ausmacht, ist überzeugend.
"Das Jagdbuch", herausgegeben von Oliver Dorn und verlegt bei teNeues, dem Verlag mit so vielen, großartigen Bildbänden, ist ein informatives und schön gestaltetes Werk, das die Jagd zum Thema hat, in all seinen unterschiedlichen Facetten und dabei immer von größtem künstlerischen Ausdruck. So wie das Erscheinungsbild durchgehend durch das ganze Bildwerk überaus edel daherkommt, so sind auch die vielfältigen Textpassagen, jeweils in Englisch, Deutsch und Französisch verfasst, sehr fundiert, erklärend und mit sehr viel Verantwortung und ohne übertriebene Passion gehalten.
Das Jagen ist so alt wie die Menschheit, diente diese Ernährungsweise doch neben dem Sammeln von Kräutern, Beeren und Früchten dazu, den Erhalt und die Versorgung der Menschen viele Jahrtausende zu gewährleisten. Die Jagd ist im Urinstinkt des Menschen verankert, und wenn es heute auch nicht primär der Ernährung dient, so hat sich das Verhaltensmuster auf solche Gebiete wie Glück, Einkommen oder auch Anerkennung in der Gesellschaft verlagert.
Das eigentliche "Auf die Jagd gehen", also das Nachstellen und Töten von Tieren, für viele höchst umstritten und verabscheuungswürdig, dient heutzutage dem seriösen Waidmann der Hege und Pflege der Natur, wozu selbstverständlich ein gesunder und deshalb eingeschränkter Tierbestand zählt. "Wildes Herumballern" aus Selbstdarstellung und Größenwahn, hat da überhaupt nichts zu suchen. Und genau darum geht es beim Vorwort des Autors Oliver Dorn, der Mitherausgeber und Chefredakteur des Jagdmagazins Halali ist.
Bertram Graf von Quandt schildert in seiner Einleitung wieviel Verantwortung aber auch Leidenschaft ein Jäger mitbringen muss, um waidmannsgerecht heutzutage zur Jagd zu gehen. Auch wird mit der Mär aufgeräumt, dass nur Adelige und Reiche sich die Jagd leisten können, es gibt mittlerweile eine Vielzahl von öffentlichen Jagdvereinen, wo sich jeder unbescholtene Erwachsene zum Jäger ausbilden lassen kann, um anschließend bei privaten und öffentlichen Jagden seiner Passion nachzugehen.
Nach der entsprechenden Aufklärung beginnen nun die Kapitel mit der Historie der Jagd, angesprochen unter der Überschrift "History of Hunting", wo anhand von praehistorischen Höhlenzeichnungen gezeigt wird, wie einst unsere Vorfahren dem Wild nachgestellt sind. Es folgen die Unterkapitel: Hunting Antiquities, also historische Jagdgegenstände als Sammelobjekte, Hunting Art, die Jagd in der Kunst, wozu auch die unzähligen Jagdmotive zählen, Taxidermy, die Fähigkeit Tiere zu präparieren, Hunting Fashion, also Jagdbekleidung, Hunting Dogs, alle Arten von Jagdhunden von der Antike bis heute, Weaponery, gemeint sind alle Sorten von Jagdwaffen auch vom Ursprung bis in die Neuzeit, Ways of Hunting, welche Art des Jagens praktiziert wird und schließlich die Königsdisziplin, die Jagd mit Greifvögel.
Im nächsten Kapitel "Hunting International" werden die verschiedenen Jagdarten in den unterschiedlichsten Ländern weltweit vorgestellt, von Europa bis Fernost, Afrika und Nord-und Südamerika. Es folgt mit "Hunting Destinations" eine Vorstellung ganz bestimmter Jagd-Gebiete, wo mit Hilfe von ausgesuchten Jagd-Veranstaltern verschiedenste Jagdmöglichkeiten angeboten werden, etwa in Patagonien, Schottland, England oder auch Korsika.
Unter der Überschrift "Famous Brands" folgen dann die bekanntesten Ausrüster rund um die Jagd. Das fängt natürlich bei den Jagdwaffen an, geht über jagdliches Zubehör, wie Taschen, Rucksäcke und Gewehrhüllen, und selbst, wer sich eine schmucke Jagdhütte in sein Revier stellen möchte, wird hier fündig. Danach steht das leibliche Wohl an, in Form von "Game Recipies".
Höchst interessante und geschmackvolle Wildrezepte werden akribisch aufgelistet, so etwa Damhirsch-Steaks im Nussmantel, eine gehaltvolle Wildgulaschsuppe oder ein argentinisches Asado, das ein heimisches Grillfest geradezu mickrig aussehen lässt. Oder wie wäre es mit einer "Steinpilze-Focaccia mit Rehrücken"? Kein Problem, Rezeptur und die Art der Zubereitung werden hier genau beschrieben.
Zum Schluss kommen noch einige passionierte Jäger zu Wort, die erklären, warum sie zur Jagd gehen, wie lange schon und wo ihre bevorzugten Jagdgründe zu finden sind. Und dabei handelt es sich beileibe nicht nur um Männer, denn auch immer mehr jagdbegeisterte Frauen gehen dieser Leidenschaft nach.
Man mag ja zur Jagd stehen wie man will, dieser Bildband jedenfalls zeigt auf höchst gekonnte und beindruckende Art, alles was es um die Jagd herum passiert.
Natürlich wieder wunderbare Aufnahmen von Jägern in der Natur, ebenso dem Respekt vor dem Wild, selbst dann wenn es erlegt ist. Die Jagd war einst ein königliches Privileg. Dass dies sich geändert hat, wird in diesem brillanten Bildband von teNeues sehr deutlich. Deutlich wird aber auch, dass heutzutage mit der gleichen Faszination das weidmännische Treiben einer immer größer werdenden Gruppe von Menschen sehr verantwortlich am Herzen liegt und sie damit neben der Hege und Pflege von Natur und Wildbestand ein Stück alter Kultur aufrechterhalten.
Der Bildband "Das Jagdbuch" von Oliver Dorn und teNeues legt in höchst künstlerischer Form Zeugnis davon ab.
Sehr empfehlenswert.
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