Die Autorin dieses Werkes ist Manuela von Perfall, die mit Hund, Papagei und Huhn auf einem Hof in der Nähe von München lebt. Jessica Jungbauer arbeitet als Fotografin und Autorin in Berlin.
Im vorliegenden, reich bebilderten Buch stellen sie Hühnerfreunde und ihre Geschichten vor. Dabei liest man im Vorwort bereits etwas über die Historie dieses Tieres, das man im 6. Jahrtausend v. Chr. in China bereits kannte.
Zwölf Frauen und ihre Hühner werden thematisiert. So erfährt man auch stets, was deren Lieblingshuhn ist. In den einzelnen Textbeiträgen lernt man viel über das Verhältnis Mensch und Huhn. Jede der Damen trägt etwas zum "Hühner-ABC" bei, das sich alle merken sollten, die demnächst auch Hühner als Haustiere halten möchten.
Isabelle Kerschbauer vom Ursteiner Hof erklärt, was Hühner fressen, was sie brauchen und welches Huhn am besten zu einem passt, während die Journalistin Canan Topcu uns wissen lässt, dass Hühner sie erden und ihre Seelenverwandten sind. Sie mag federfüßige Zwerghühner am liebsten. Diese Tiere sollen übrigens weniger Bewegungsdrang als glattfüßige Rassen haben. Die Journalistin sagt u.a. "Hühner lassen sich nicht auf Kommando zähmen. Um ihr Vertrauen zu gewinnen, empfehlen sich, Geduld, Gespräch und Zurückhaltung." Hühner sind uns Menschen offenbar gar nicht so unähnlich.
In einem Interview mit dem österreichischen Theater-, Film- und Fernsehschauspieler Gregor Bloéb, der auch Hühner züchtet, - er ist der einzig befragte Mann im Buch- sagt dieser, wie er auf die Idee kam, Hühner zu halten. Doch über sein Lieblingshuhn erfährt man leider nichts. Dafür verrät er dem Leser ein Rezept für ein Huhn. Typisch Mann.
Anders verhält es sich bei Katharina de Ganay, die das "Sulmtaler" zu schätzen weiß, weil es eine hohe Legeleistung besitzt und leicht mästbar ist. Sie ist es auch, die die Leser wissen lässt, dass manche Hühner ab und an auf den Bäumen übernachten und dass sie nicht schwimmen können.
Die Herzogin von Bayern mag ihre freien Hühner. Unterwürfige Salonhühner sind demnach nicht ihr Ding. Drei Lieblingshühner hat sie, mag auch deren Mischlinge und weiß, dass man diesen Tieren in puncto Optimismus und Beharrlichkeit etwas abschauen kann. Dass ihre Küken selbst auf dem mit Nympenburger Porzellan eingedeckten Tisch herumhüpfen dürfen, beweist ihre Tierliebe.
Marianne Bauer lernt man anschließend kennen. Sie betreibt in der 6. Generation eine Land- und Viehwirtschaft im oberbayerischen Alpenvorland und vermittelt, was Tierliebe heißt.
Auch die anderen Damen, die man durch die Textbeiträge und Interviews kennenlernt, erweitern die Kenntnisse über Hühner unterschiedlichster Art.
Die Unternehmerin Eva Büchner mag den "Antwerpener Bartzwerg" am liebsten, der unkompliziert in der Haltung ist. Auf ihrem Hühnerspeiseplan stehen schwarze Sonnenblumenkerne, geschroteter Mais, gehackte Eierschalen, Kräuter aus dem Garten getrocknete Mehlwürmer und Käsekuchen. Dabei muss man wissen, dass Käse und Joghurt die Hühner zum Eierlegen anregen.
Man erfährt wenig später, was Hühner zum Glücklichsein brauchen. Wichtig sind vor allem Gebüsche, Verstecke, Grünflächen, Möglichkeiten zum Scharren und Sandbaden. Ein Kompost oder Misthaufen in der Nähe soll für sie übrigens der 7. Himmel sein.
Über die sogenannte Hackordnung und das Komfortverhalten liest man Wissenswertes und auch das über den psychologischen Nutzen von Hühnern. Ein Interview mit Dr. Karin Hediger ist sehr lesenswert. Hühner werden u.a. aus therapeutischen Gründen in Schulen eingesetzt, auch in Altersheimen. Sie funktionieren als Brückenbauer und sollen bei Depression, Angst, Autismus, Schwierigkeiten im Sozialverhalten, auch bei körperlichen Erkrankungen helfen.
Wichtig ist, nicht nur ein Tier zu halten, denn Tiere möchten mit Artgenossen kommunizieren. Auch ist es wichtig, sie artgerecht zu halten. Dabei muss man wissen, dass nicht alle Hühner Kuscheltiere sind. Es ist notwendig, die Persönlichkeit des Tieres zu respektieren und sie zu nichts zwingen.
Schön zu erfahren, dass es eine Organisation gibt, die 60 000 "ausgedienten" Legehennen einen artgerechten Lebensabend schenkt.
Ich staune über die Hühnervielfalt und den liebevollen Umgang mit den Tieren. Im "Lookbook" zum Schluss lernt man diverse Hähne und Hennen im Großformat kennen. Besonders schön ist der "Amrock Hahn, gestreift", der sehr kinderfreundlich sein soll. Betont witzig schaut die "Zwergpaduaner Henne" aus, die als Italo-Schönheit gilt.
Am Ende des Buches warten die Besitzer der Hühner mit einigen Eierspeisen auf. Sogar ein Eierlikör ist dabei. Damit zeigen sie die Nützlichkeit der Tiere, ohne diese sogleich in den Topf zu stecken und sie in einer Suppe zu verarbeiten. Lobenswert!
Sehr empfehlenswert
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